Freitag, 14. September 2018

Katzenjammer

Heute ist mal wieder so ein Katzenjammertag...

Vor nunmehr 25 Jahren kam er zu mir...zur Pflege...vorübergehend...da war er beihnahe 1 Jahr alt...seine Besitzerin gab ihm den Namen Artus.
Nun, er blieb für immer... genauer gesagt 17 Jahre...
Artus war kein Schmusekater - ich konnte ihn nur vor der vollen Schale mit Brekkies striegeln, er ließ sich nie wirklich streicheln oder gar hochheben, zudem war er extrem wasserscheu. Ab und zu liess er sich kraulen, aber nur von meinem Mann. Der bekam auch des Öfteren die Krallen zu spüren...ich nehme an, die beiden hatten so ein Männerding - raufen und kämpfen! Auch sprang Artus anfangs gerne hinterrücks in die Beine...mit Vorliebe um die Knöchel...das konnte sehr schmerzhaft sein.
Ich habe ihm ziemlich schnell allerlei Unarten abgewöhnt...dieser Kater war klug und wirklich mutig. Wenn er mit der Schnur spielen wollte, legte er sie mir vor die Füße. Er apportierte kleinere Papierkügelchen...wir warfen sie und er brachte sie zurück...das Spiel konnte gefühlte Stunden dauern. Meine Kinder hatten zu der Zeit Hamster...diese hatten große Käfige mit vielen Spielzonen...das war dann das Artus-Katzenkino. Manchmal setzten wir diese Hamster in eine zu verschließende Plastikkugel...damit konnten sie geschützt durch die ganze Wohnung rollen...und Artus konnte nur zugucken, nicht krallen. Er liebte Sprühsahne und Kabanossi und mit einer kompletten Sprotte konnte er nichts anfangen - er hatte nie wild Jagen gelernt. Aber Motten und Nachtfalter waren Leckerbissen für ihn...da konnte er auch schon mal die Gardinen hochgehen! Mein Balkon hatte rundherum eine Art Fliegendraht, damit Artus nicht doch mal einem Vogel oder Schmetterling nachsprang! Apropos Balkon: Als meine Wohnung an einem Jahreanfang in den 90igern total niederbrannte, vermissten wir unseren Kater, er war unauffindbar...wir dachten, er wäre ein Opfer des Feuers geworden. Aber nein, er war in größter Not über die Brüstung gelaufen und auf den Balkon meines Nachbarn gesprungen, wo dieser ihn ausgehungert Tage später vorfand. War unsere Freude groß!
Jeden Morgen, wenn ich in der Küche meinen Kaffee trank, begrüßte mich mein kleines Tierchen mit Schnurren und mit kurzem Reiben seines Köpfchens an meinen Kopf...das war das äußerste an Berührung und ging meistens von ihm aus. Rief ich nach ihm, kam er immer sofort; ich war die einzige in der Familie, auf die er mit seinem Namen reagierte. Er konnte sich überall in der gesamten Wohnung frei bewegen, nur in der Küche nie auf den Arbeitsflächen, die waren tabu...und natürlich auch niemals über meinen Arbeitsplatz. Und wenn ich in der Küche hantierte, musste er draussen bleiben...er saß dann vor der Schwelle. Mein Mann sagte oft, dass es mir gelang, diesen Kater wie einen Hund abzurichten, er gehorchte auf  diverse Worte und Handzeichen...ich hingegen behaupte, er wäre für mich auch durch Feuerreifen gesprungen...weil er einfach ein intelligentes Tier war! Tiger machen auch Kunststückchen und bleiben doch mehr oder minder wilde Tiere!
Dann wurde Artus krank, musste Spezialfutter fressen, und eines Tages konnte er nicht mehr auf seinen Kratzbaum springen - dies war übrigens sein Platz, der für jeden anderen total tabu war, das war sein absoluter Rückzugsort. Seine Lungen füllten sich mit Wasser, es war nichts mehr zu heilen - wir haben ihn einschläfern lassen.
Jahre sind inzwischen ohne ihn vergangen, aber noch immer ist mir manchmal morgens beim Kaffeetrinken, als höre ich ihn über den Küchenboden tigern, noch immer ist mir, als könnte ich mich an seinen Geruch erinnern...ich werde ihn nie vergessen! Es war wie damals, als ich meinen zweiten Sohn verlor...so ein Kater ist wie ein Familienmitglied und dementsprechend groß ist die Trauer.


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